„Wie hältst du es mit der Gewalt?“ Zu einer Gretchenfrage der internationalen Linken im historisch-politischen Kontext

Startdatum: 20.06.2024
Enddatum: 22.06.2024
All-day event
Ort: Wien
Kolloquium

Internationale Tagung
IHSF Wien, Internationale Rosa-Luxemburg-Gesellschaft, Nord Universitet

Die Arbeiterbewegung unternahm in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erhebliche Anstrengungen, einer Eskalation der Internationalen Politik entgegen zu wirken. Tatsächlich mussten im jeweiligen historisch-politischen Kontext ihrer Zeit zahlreiche einflussreiche Theoretiker:innen der Linken, die beispielsweise strikt gegen einen Waffengang der Europäischen Mächte eintraten, den Standpunkt vertreten, Gewalt sei „[dort das] Mittel der Offensive […], wo das gesetzliche Terrain des Klassenkampfes erst zu erobern ist.“ (Rosa Luxemburg, 1902). Vor dem Hintergrund dieses scheinbaren Widerspruches geht die geplante Konferenz in Wien der Frage nach linken Positionen zu Gewalt im 19. Und 20. Jahrhundert nach.

Ausgehend von der These, dass Gewalt in linken in den jeweiligen historisch-politischen Kontexten primär unter zwei Gesichtspunkten diskutiert wurde, nämlich unter jenem der politischen Funktionalität und dem der moralischen Legitimität, wird nicht nur nach theoretischen Positionen, sondern auch nach praktischen Ableitungen gefragt, von der „Propaganda der Tat“ anarchistischer Terrorist:innen des 19. Jahrhunderts, über die Kritik Karl Kautskys und Rosa Luxemburgs  an der bolschewistischen Revolutionspolitik 1918 bis zum Aufbau linker Wehrverbände und nicht zuletzt auch den linken pazifistischen Strömungen, insbesondere vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges.

Im Zentrum der Konferenz stehen dabei insbesondere die folgenden fünf  Themenkomplexe:

  1. Wie haben linke Intellektuelle sich der Gewaltfrage genähert bzw. diese diskutiert?
  2. Wie gestaltete sich in konkreten Situationen linke Gewaltausübung, wie wurde diese organisiert und welche Ziele wurden jeweils verfolgt?
  3. Wie prägte (Massen)gewalterfahrung konkretes Handeln sowohl innerhalb der Arbeiterbewegung als auch in der lebensweltlichen Praxis ihrer Mitglieder? Wie reagierten deren Aktivist:innen und Funktionär:innen demnach individuell oder kollektiv auf Gewalt, der man seitens politischer Gegner bzw. der Obrigkeit ausgesetzt war? Wie wurde aber auch Gewaltanwendung der „eigenen“ Seite rezipiert?
  4. Wie wurde Gewalt in linken Zusammenhängen erinnert?
  5. Wie wurde schließlich die Frage der Gewalt, auch im Sinne eines offensiven Vorgehens, auf internationaler Ebene diskutiert?

Interessierte richten einen Vortragsvorschlag (max. 300 Wörter sowie eine Kurzbiografie, ca. 100 Wörter), bevorzugt, aber nicht exklusiv zu einem der oben genannten Themenbereiche, bis zum 15. August 2023 an office@ihsf.at. Im Fall einer Zusage werden Reise- und Unterbringungskosten, sofern diese nicht über ggf. vorhandene institutionelle Anbindungen der Teilnehmer:innen abgedeckt werden können, übernommen. Mit der Teilnahme an der Konferenz geht die Verpflichtung einher, den eigenen Beitrag in wissenschaftlich ausgearbeiteter Form für die Tagungspublikation zur Verfügung zu stellen.

 

Organisationsteam

  • Florian Wenninger, Institut für Historische Sozialforschung (IHSF), Wien
  • Charlotte Rönchen, MA, Institut für Historische Sozialforschung (IHSF), Wien
  • DDr. Frank Jacob, Nord Universitet, Bodø, Norwegen