© Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts – Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung (2. Band), herausgegeben vom Österreichischen Architekten-Verein, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien, 1906, Wikipedia
Palais von Freiherr Albert von Rothschild in der damaligen Heugasse 26 im 4. Wiener Gemeindebezirk

Ausstellung Code Name Mary

In Kooperation mit dem Freud Museum London und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien hat das IHSF eine Ausstellung über die Psychoanalytikerin, Widerständlerin, Retterin und Mäzenin Muriel Gardiner nach Österreich geholt. 


Projektverantwortlich: 
Florian Wenninger

Gardiner zählte zu den wohlhabendsten Frauen ihrer Zeit. Sie kam 1926 nach Wien, um sich von Siegmund Freud zur Psychoanalytikerin ausbilden zu lassen. Wie viele andere englischsprachige Intellektuelle ihrer Zeit war Gardiner fasziniert vom „Roten Wien“ und sympathisierte stark mit der österreichischen Sozialdemokratie. Nach deren Zerschlagung 1934 unterstützte sie den sozialdemokratische Untergrund. Privat verliebte sie sich in dessen Führungsfigur, Joseph Buttinger, den sie nach wenigen Jahren heiratete. Als sich mit dem „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland 1938 die Situation für die jüdische Bevölkerung ebenso wie für politische Gegner:innen des neuen Regimes dramatisch zuspitzte, verhalf Gardiner zahlreichen Verfolgten zur Flucht und rettete ihnen damit das Leben. Auch Gardiner und Buttinger verließen das Land und gingen in die USA, wo Gardiner sich als Psychoanalytikerin einen Namen machte, während Buttinger zu den führenden Experten für Vietnam aufstieg. Das Arbeiterkind Buttinger, das nur drei Jahre zur Schule hatte gehen können, stieg zum Präsidentenberater auf und legte eine riesige Privatbibliothek an, die er in den 1970ern der Universität Klagenfurt schenkte, wo sie bis heute den Kern der Universitätsbibliothek bildet.

Für das österreichische Publikum wurde die ursprüngliche Ausstellung des Freud Museums inhaltlich erweitert. Im Zentrum steht nun Gardiner als politische Akteurin im Österreich der 1920er und 1930er Jahre. Nach Stationen in der Fachbibliothek für Zeitgeschichte der Universität Wien und im Catamaran des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ist die Ausstellung demnächst an der AK Klagenfurt zu sehen, bevor sie weiter an die AK Graz wandert. Ein kostenloses Exemplar des Ausstellungskataloges können Sie hier bestellen.